Tag 2: Mit dem Fahrrad durch Theben-West

Am nächsten Morgen um 6 Uhr ging es endlich los. Nach einem ausgiebigen Frühstück im Speisesaal, der anscheinend um die Uhrzeit nur für uns geöffnet wurde, schwangen wir uns auf unsere Fahrräder, die bereits vor dem Hotel auf uns warteten. Wir bekamen vom Fahrradverleiher noch eine kurze Einweisung in die Funktionsweise der Schlösser, Ernie und Rucksack kamen in die Körbchen am Lenker und die Fahrt Richtung Kurna konnte losgehen.

Der ganze Frühstückssaal nur für uns

Der Weg vorm Hotel

Gut ausgebaute Straßen

Das erste Wegstück am Nil entlang war noch etwas holprig, aber kaum war man auf der gut ausgebauten Straße ließ es sich ganz locker fahren. Die Fahrräder waren stabil, klapperten nicht und offenbar von der Größe her genau für uns bestellt. Ein großes und ein kleines Rad.

Westbank am frühen Morgen

Laute Rufe "Welcome to Egypt" und ab und zu mal ein klappriges Auto störten die morgendliche Ruhe des verschlafenen Örtchens. Einige Ägypter lächelten freundlich, aber dennoch verwundert. Nach dem Motto: "Die bekloppten Touris, fahren bei der Hitze mit dem Fahrrad rum."

Grimmiger Memnonkoloss
(Lord Helmchen)

Hinter den Memnonkolossen wird noch ausgegraben.

Erster Halt waren die 18 Meter hohen Memnonkolosse. Nachdem wir auf dem Parkplatz die Fahrräder abgeschlossen und einen wild artikulierenden Souvenir-Verkäufer freundlich abgewimmelt hatten gingen wir hinunter und fotografierten das erste Besichtigungsobjekt des Urlaubs.

Reste des Totentempels

Wir beschlossen kurzerhand mal das Areal hinter den Kolossen zu besichtigen. Dort wo früher einmal der Totentempel von Amenophis II gestanden hat wird jetzt fleißig ausgegraben. Man kann dort nicht viel sehen, weil das meiste mit Planen abgedeckt ist um es vor den Blicken der neugierigen Touris zu schützen. Und eigentllich ist dort auch das Betreten verboten, was uns auch ein von weitem rufender Ägypter klar machen wollte. Da es aber keine Verbotsschilder oder Absperrungen gab, sind wir gemütlich Meter für Meter weitergezogen.

Stele und Füße

Archäologische Ausgrabungen
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Auf dem Weg in den hinteren Ausgrabungsbereich verteilten wir an die vom Feld herangelaufenen Kinder noch ein paar unserer mitgebrachten Kugelschreiber. Mit strahlenden Gesichtern liefen sie zu Ihren Eltern auf das Feld zurück. Als wir dann aber schließlich an der großen Stele angekommen waren, dem Bereich, der eigentlich am interessantesten aussah, lief eines der Gören laut rufend in das Wächterhäuschen und weckte den schlafenden Wächter. Na vielen Dank!
Dem verpennten Wächter war die Sache sichtlich unangenehm. Und damit war die Erkundungstour im Amenophistempel erst mal zu Ende.
Wir liefen also zurück zu unseren Rädern und nach einem Einkauf am Tickethäuschen, wo man für die meisten Sehenswürdigkeiten auf der Westseite Eintrittskarten bekommt, fuhren wir zum Tempel Medinet Habu.

Wegweiser zu Tempeln und Gräbern
An dieser Kreuzung ist auch das Tickethäuschen
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Radeln zum Tempel

--------------Ägypten-Wissen--------------

Medinet Habu - Der Tempel von Ramses III

Der größte und farbenprächtigste Tempel in Theben-West.
Mehr zu Medinet Habu gibt´s auch im Reisebericht 2003 (neues Fenster).

"Kuckuck"
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Der Tempel Medinet Habu. Das gesamte Gelände, das von einer großen Ziegelmauer umschlossen ist, ist 315 x 205 Meter groß.
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Das "Hohe Tor" ist 19 Meter Hoch und steht am Eingang des Tempelbezirks. In den Innenräumen hat Ramses III auch schon manche Nacht verbracht. Auf einigen Reliefs sieht man ihn mit seinen Haremsdamen.

Vor den riesigen Pylonen wirken die Menschen davor winzig
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Überall liegen auch noch nicht wieder verwendete Steinblöcke herum. Teilweise mit unglaublich gut erhaltenen Reliefs, so wie dieser hier.
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Blick duch eine Tür nach hinten auf die Reste der Umfassungsmauer von Medinet Habu
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Der erste Hof des Tempels (Stümperhaft zusammengesetzt aus drei Fotos.)
Im ersten Hof geht es auf den Reliefs hauptsächlich um Krieg und den Helden Ramses III, der sowohl die Lybier als auch die Seevölker besiegt hat.

Der hintere Bereich des Tempels. Leider sind von den Säulen nur die Stümpfe übrig geblieben.
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Im Tempel sind die Farben noch sehr gut erhalten
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Im hinteren Teil gibt es noch diverse Nischen, die man sich anschauen kann. Will man irgendwo raufklettern, wie z.B. auf diese Treppe kommt ganz schnell ein Wächter gelaufen um dies zu verhindern.
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Um in manche Nische reinzukommen muss man sich ganz schön klein machen ... selbst wenn man schon klein ist.

Einer der kleinen Räume im hinteren Teil mit Resten von Statuen
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Der heilige See ist ganz schön grün und verschmutzt.
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Gegenüber des Tempels war ein kleines Restaurant, dessen Besitzer bei unserer Ankunft meinte unbedingt auf unsere Fahrräder aufpassen zu müssen. Also haben wir unsere Fahrräder dort angekettet und als wir halb vertrocknet aus dem Tempel zurückkamen, haben wir natürlich auch dort einen Tee getrunken.
Danach ging es mit den Rädern zurück Richtung Tickethäuschen und von dort links ab Richtung Ramesseum.
Einen Zwischenstopp gab es am Merenptah-Tempel. Im Führer hatten wir von außergewöhnlichen Schakal-Köpfen mit gruseligen roten Nüstern gelesen. Für solche gruseligen Sachen sind wir natürlich immer zu haben.

--------------Ägypten-Wissen--------------

Der Totentempel von Merenptah


Hinter dem Ticketschalter des Tempels befindet sich ein kleines Museum. Hier ist fotografieren verboten.

Ein Pharaonenkopf im Museum

Außergewöhnlich sind die Anubis-Schakale aus Sandstein. Sie haben rote Augen und rote Nüstern.

Furchteinflößende Figuren sind selten in Ägypten.

Der Tempel von Merenptah vor dem Grabräuberdorf Kurna (das 2007 abgerissen wurde)
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Vom Tempel selbst ist nicht mehr viel übrig geblieben. man sieht nur noch die Umrisse. Es stehen aber mehrere Skulpturen auf dem Areal

Ein Touristen-Polizist führte uns durch den Tempel und schloss uns auch zwei große Kammern auf.

In den Kammern, die uns aufgeschlossen wurden befinden sich Steinblöcke mit bunten Reliefs

Diese Stele ist kein Original. Das Original der so genannten "Israel-Stele" (im Text ist der Name "Israel" drin) steht im Ägyptischen Museum in Kairo.
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Das Ramesseum liegt nicht weit vom Merenptah-Tempel, aber das Stückchen bergauf bis dorthin war bei 45 Grad dann doch das heftigste Stück des Tages.

Die Straße neben dem Ramesseum hat eine Steigung

Das Ramesseum

Der Koloss von Ramses (links)
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Im Ramesseum brannte schließlich schon heftig die Sonne auf uns herab, so dass wir uns hier erst mal in Ruhe in den Schatten setzten. Den Tempel hatten wir fast für uns allein und auch dem Tempelwächter konnten wir schnell zu verstehen geben, dass wir keine Führung brauchten. Vermutlich war es ihm auch viel zu heiß, um mit uns von Relief zu Relief zu wandern.
Überall liegen im Ramesseum riesige Teile von Statuen herum. Füsse, Hände, meterhohe Oberkörper und Köpfe. Das wurde natürlich alles fleißig fotografiert. Besonders Nico hatte die ganze Zeit den Finger auf dem Auslöser, da sie ja das erste Mal im Ramesseum war.

Füsse von Ramses II

Diese Reste dieser Ramses-Statue sehen etwas merkwürdig zusammengestückelt aus.
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Alles ist riesig, man selbst kommt sich winzig vor
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Brathähnchen-Reliefs unter der Decke

Irgendwann sahen wir schließlich eine kleine Gruppe mit dem Tempelwächter in Richtung des großen Pylons wandern. Offensichtlich führte er die Touris auf dem versteckten Weg nach oben auf den Pylon.
Da wollten wir natürlich auch rauf und folgten ihnen.
Die waren dann aber plötzlich verschwunden, also suchten wir uns kurzerhand selber einen Weg um auf das baufällige Teil rauf zu kommen.
Das war gar nicht so einfach. Eine Treppe, die auf den Pylon rauf führte war mit einem dicken Stein versperrt. Also blieb uns gar nichts anderes übrig, als den Pylon von hinten zu besteigen. Und so kämpften wir uns über das aufgeschüttete Geröll steil nach oben.

Belohnt wurden wir mit einem phantastischen Blick über das Ramesseum und über Theben-West.

Der Pylon von vorne

Blick vom Pylon
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Diese Treppe führt auf den Pylon, ist aber durch einen riesigen Stein versperrt.

Der Pylon von hinten. Eine nicht sehr vertrauenserweckende Kostruktion.

Neben dem Ramesseum in einem kleinen Lokal gabs dann noch eine kurze Teepause bevor wir zurück Richtung Hotel radelten um uns dort erst mal im Pool abzukühlen.
Mehr zum Ramesseum gibt´s auch im Reisebericht 2003 (neues Fenster).

Vollmond auf dem Säulensaal
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Der Luxortempel bei Nacht

Nach einem hervorragenden Abendessen im El Gezira Garden setzten wir mit dem kleinen Motorboot des Hotels auf die andere Nilseite über. Es war Vollmond, der Luxortempel wurde wunderschön beleuchtet. Vorbei an den rufenden Kutschenfahrern spazierten wir zum Basar. Aufgrund von gewaltigen Umbaumaßnahmen in ganz Luxor war es auf dem Weg zum Basar ziemlich staubig, was Ulis Kontaktlinsen gar nicht gefiel.

Der Basar in Luxor früher (2003)

Der Basar heute
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Zum Glück wurde auf dem Basar selber gar nicht mehr gebaut. Dort war ,zumindest im ersten Abschnitt, schon alles fertig und aufgrund des neuen Steinfußbodens war es auch nicht staubig. Allerdings wirkte der ursprünglich einmal ziemlich urige Basar durch die Umbaumaßnahmen nun ziemlich eintönig europäisch und durch die Holzüberdachung auch ziemlich beengt. Mancher findets toll, aber es gibt auch viele, denen der Basar jetzt gar nicht mehr gefällt.
Handeln kann man aber immer noch wie wild. Nachdem uns zwei total musikbegeisterte, teilweise mitsingende CD-Händler alle neuen arabischen Hits vorgespielt hatten, konnten wir tatsächlich zwei CDs zu einem guten Preis erstehen.
Der Spaziergang ging weiter an der Uferpromenade am Old Winterpalace vorbei. Nach langer Suche und nachdem wir mindestens 2 km am ausgemachten Treffpunkt vorbeigelaufen waren, trafen wir uns mit Gamal und einem Freund im Irish Pub. Dort wurde gequatscht, arabische Handy-Klingeltöne wurden ausgetauscht und schließlich gings noch in die Disco im Keller, wo man dann noch mal ordendlich abrocken konnte.
Der Tag war dann auch erst gegen 3 Uhr vorbei. Die Woche hatte heftig angefangen. Es war abzusehen: Von Erholung konnte in diesem Urlaub nicht die Rede sein.

Hotel Winter Palace
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