Tag 3: Gräber der Adligen und der Lebensretter-Skorpion

Ulis Handy weckt uns sanft mit "Habibi Ya" von Mohammed Fouad um 6 Uhr. Unsere beiden Fahrräder warten wieder draußen vor dem Hotel, wieder geht es in die gleiche Richtung an den Feldern und den Memnon Kolossen vorbei.
Auf dem Programm stehen heute diverse Noblen-Gräber in Deir el Medina und Qurna.


--------------Ägypten-Wissen--------------

Gräber der Adligen in Deir el Medina

Sennefer und Inherkau


Nach Deir el Medina kommt man, wenn man an der großen Kreuzung beim Tickethäuschen gerade aus und dann den Hügel rauf fährt. Hier und rund um Qurna gibt es angeblich tausende von Adligengräbern. Aber nur 19 davon können besichtigt werden.
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Deir el Medina ist ein altes verfallenes Dorf aus Lehmziegeln. Hier haben all die Arbeiter gewohnt, die die Gräber im Tal der Könige gebaut haben.
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Diese Straße führt nach oben zu den Adligen-Gräbern. Mit dem Fahrrad ganz schön steil.
Von hier aus kann man aber auch dem alten Weg der Arbeiter folgen. Eine Steintreppe führt von hier aus den Berg hinauf. Folgt man dem Weg kommt man am Hatschepsut-Tempel vorbei (man blickt also vom Berg auf ihn herunter) bis zum Tal der Könige. (Die Tour haben wir schon für 2007 geplant)

Ein besonders schönes Grab mit Farben, die aussehen als wären sie gestern erst aufgetragen worden, ist das Grab von Sennedjem.
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Im Grab von Sennedjem findet man, wie im Tal der Könige, Szenen aus dem Totenbuch der Ägypter. Auf dieser Seite des Grabes sieht man Sennedjem und seine Frau, wie sie verschiedene Götter vor sich verehren.

Die Decke von Sennedjems Grab. In den Gräbern der Adligen wurde nicht nur eine Person bestattet, sondern oft auch die Familienangehörigen. In Sennedjems Grab fand man 20 Leichname.
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Das Grab von Sennedjem wurde 1886 entdeckt. Es war eines der wenigen Gräber, die nicht aufgebrochen und geplündert waren. Doch dann wurden die Grabbeigaben irgendwie in alle Länder verstreut, daher weiß man heute nicht sehr viel über den Arbeiter Sennedjem.

Die Göttin Nut, die aus einer Feige herauskommt überreicht Sennedjem und seiner Frau Brot und Wasser.

Ein Foto aus dem Grab des Inherkau.

Die Gräber in Deir el Medina. Auf manche wurde sogar eine kleine Pyramide als Schmuck aufgesetzt.
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Nach der Bescihtigung der zwei Gräber gingen wir zum Ptolomäischen Hathor-Tempel von Deir El Medina, der direkt neben neben der Siedlung und den Gräbern liegt.



--------------Ägypten-Wissen--------------

Der Hathor-Tempel von Deir el Medina


Der in ptolomäischer Zeit gebaute Hathortempel liegt direkt neben den Ruinen des Arbeiterdorfes Deir el Medina.

Den Tempel umgibt eine hohe Umfassungsmauer aus Lehmziegeln.

Der Eingang zum Tempel. Hier steht der Wächter und passt auf, dass auch jeder eine Eintrittskarte hat. Die gibts am Tickethäuschen an der großen Kreuzung. Das Ticket gilt dann für zwei Adligen-Gräber und den Tempel.

Im Tempel wurde die Göttin Hathor verehrt. Die Göttin der Liebe, des Friedens, der Schönheit, des Tanzes, der Kunst und der Musik. Daher findet man an vielen Säulen diese Hathorköpfe.
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Aber auch wer Anubis mag, der findet hier wunderschöne Reliefs des Schakalgottes.

Und noch ein Anubis-Relief.
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Ptolomäische Herrscher opfern den Göttern. Der Bau des Tempels wurde von Ptolomäus IV begonnen und dauerte 60 Jahre.
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Der Tempel ist ziemlich klein und baufällig.
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Kugelschreiber?

Danach gings wieder weiter mit dem Rad Richtung Qurna. Unterwegs lief uns wieder ein Mädchen aus dem Dorf entgegen und fragte nach Kugelschreibern. Also wurde wieder im Rucksack gekramt und eines der extra eingepackten Mitbringsel ausgepackt. Die Antwort war: "Ich habe auch noch Schwester". Hmmm, na gut. Also noch ein Schreibgerät rausgeholt und überreicht. Aber damit war das noch nicht zu Ende: "Ich habe auch zwei Brüder".
Ja, ne is klar.
Wir haben nicht bis zum Ende abgewartet, um zu erfahren wie groß die Familie tatsächlich ist. Wir sind wir dann nach ein paar Kulis weiter gefahren.
Das Dorf Qurna ist bekannt als Dorf der Grabräuber. Hier liegen auch unter den Häusern die Grabeingänge und die (früheren) Bewohner haben diese Gräber ordentlich ausgeräumt und die Antiquitäten heimlich verscherbelt.
Natürlich ist das streng verboten, daher war dieses Dorf der Regierung schon immer ein Dorn im Auge. Natürlich auch, weil die uralten Gräber als Wohnstätte genutzt wurden und dadurch kaputt gingen. Und wegen der Abwässer, die den Gräbern schaden.

Gräber im Dorf Qurna

Inzwischen hat sich die Regierung durchgesetzt und verfügt, dass das alte Dorf abgerissen werden soll. Kurz nach unserem Urlaub begannen dann auch tatsächlich die Abrissarbeiten.
Irgendwie aber auch schade, da die alten, bunten Häuser inzwischen schon dazu gehört haben. Wenn die dann alle weg sind, wird es vermutlich ziemlich kahl hier aussehen.

Grabeingang

Häuser kurz vor dem Abriss

Bemalte Häuser

In Qurna besichtigten wir noch zwei Gräber: Sennefer und Rechmire. Fotos gibt es davon leider keine. Das eigentlich in allen Gräbern geltende Fotoverbot wurde hier strikt eingehalten.

Inzwischen überfraute uns schließlich auch der Hunger. Auf Empfehlung einiger Freunde haben wir uns also auf die Suche nach dem Lokal der berüchtigten Grabräuberfamilie "Rassul" gemacht. Nach der Beschreibung, die wir schon daheim erhalten hatten und nach dem Schild, das über dem Eingang eines Hauses neben dem Merenptah-Tempel hing, waren wir dort genau richtig.
Wir also kurz entschlossen die Fahrräder abgeschlossen und durch eine Tür in den Hof des Lokals. Jede Menge Stühle und Bänke, aber irgendwie sah alles so aus, als hätte hier schon länger keiner mehr gegessen. Sollte dies tatsächlich das urige Lokal sein mit den vielen tollen Bildern an der Wand und dem tollen Essen?
Bilder an der Wand hatten die in dem Räumchen wo dann schließlich ein Angestellter saß auch. Aber urig? Gemütlich? Nee.
Und das tolle Essen? Tja, der Chef ist grad nicht da, der wär erst einkaufen. Im Moment gibts nur Tee.
Den haben wir dann auch getrunken und die Hauskatze wurde auch ausgiebig bekuschelt, aber als dann keiner kam sind wir hungrig weiter gezogen. Ob wir im richtigen Lokal waren wissen wir bis heute nicht.

Nix zu essen, aber Katze kraulen.

Skorpion

Wir also wieder auf unsere Räder. Als wir an der Mauer vom Merenptah-Tempel vorbei zurück zur Straße fuhren plötzlich ein Brüll von Nico: "Uliiiii!".
Uli legt also eine Vollbremsung hin um zu gucken, was Nico entdeckt hat. "Guck mal, da rennt so ein komisches Vieh."
Uli: "Cool, ein Skorpion!" Jetzt hieß es, schnell die Kamera raus, um das rasende Biest zu filmen. Das war aber gar nicht damit einverstanden und flüchtete auf Nicos Vorderrad unters Schutzblech. Da nützten auch diverse Verrenkungen mit dem Fotoapperat nichts, der Skorpion hatte sich geschickt versteckt.
Nico rollte langsam weiter, aber der Skorpion lief gemütlich auf dem Reifen lang, so dass er immer unter dem Blech blieb. Da blieb also nur das heftige Auf- und Ab-Stampfen des Rades. Solange bis der Kleine endlich durchgeschüttelt das Weite suchte, um sich in den Ritzen der Mauer zu verstecken.
Uli mit Kamera natürlich hinterher. Doch keine Chance. Er wollte einfach nicht gefilmt werden.
Plötzlich hörten wir von der Straße ohrenbetäubendes Knallen. Ein Attentat? Schießerei? Wir fuhren zusammen.
Auch der inzwischen aufgrund unserer Hampeleien mit dem Skorpion herangeeilte Polizist schaute nervös zur Straße und griff sich an die umgehängte Kalaschnikow. Dann sahen wir was den Krach verursachte. Die Stromleitungen über der Straße explodierten. Begleitet durch Blitze wirbelte ein langes Stromkabel durch die Luft. Der Polizist deutete uns an, dass wir noch weiter von der Straße zurückgehen sollten. Eine lebensgefährliche Situation.
Das ganze Schauspiel dauerte mehrere Minuten. Dann war es wieder so still wie zuvor.

Der Skorpion hatte uns vielleicht das Leben gerettet. Denn wären wir weitergefahren, hätten wir genau dann die Straße überquert, als das Feuerwerk losging. Das in unglaublicher Geschwindigkeit über die Straße wirbelnde Kabel hätte jeden der dort entlang ging lebensgefährlich verletzen können.
Nun wußten wir, dass wir auf dieser Reise unter einem besonderen Schutz standen. Sollte Selket, die ägyptische Göttin mit dem Skorpion auf dem Kopf, die Beschützerin des Lebens, uns beigestanden haben? Wir wissen es nicht.

Selket, die Beschützerin des Lebens





Der Hunger kam zurück. Also fuhren wir zum Medinet-Habu-Tempel zurück, wo das neu eröffnete Hapy-Habu-Restaurant auf uns wartete.

--------------Reiseinfo--------------

Das Hapy-Habu-Restaurant


Das Hapy-Habu-Restaurant liegt direkt am Parkplatz vom Medinet-Habu-Tempel. Es ist ein ganz neu gebautes Restaurant. Als wir in der Nebensaison da waren, waren wir die einzigen Gäste.

Das Restaurant ist sehr sauber, also genau das richtige für pingelige Europäer. Auch die Toiletten wirkten sehr hygienisch mit modernen Sanitäranlagen. Manches deutsche Lokal hätte sich da eine Scheibe abschneiden können.
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Hier sitzt man in gemütlichen Korbstühlen auf der Terasse. Unter dem Strohdach mit den Ventilatoren ist es angenehm kühl, selbst bei der größten Hitze.

Köstlich! Wir haben zwar nur einen kleinen Snack gegessen (Salat, Fladenbrot, Sesamsoße, Tagessuppe) aber es war genau das richtige für zwischendurch. Sehr lecker und die Bedienung war sehr zuvorkommend und freundlich.
Noch weitere Infos zum Restaurant (sogar mit Speisekarte) gibt es hier in unserem Ägyptenforum.
Die Hitze wurde immer heftiger. Knackige 50 Grad heizten die Landschaft auf. Wir befürchteten, dass auf dem heißen Asphalt unsere Reifen schmilzen, also fuhren wir zurück zum Hotel. Dort wurde erst mal geduscht, ein Stündchen genickert und danch wurde bei einem kühlen Drink noch der Pool besucht.

Bei der Hitze ist ein Nickerchen genau das Richtige.

Eine große Libelle kühlt sich an der Rezeption ab.

Die Terasse des Gezira Hotels auf der Westbank.

Blick von der Terasse auf einen kleinen Nilarm.

Nach dem Abendessen wollte Gamal uns sein zweites Hotel, das kleinere Gezira zeigen. Das Gezira ist nicht sehr weit vom Gezira Garden entfernt. Es ist viel kleiner und hat auch keinen Pool, aber auch dort machte alles auf uns einen sehr ordentlichen und gemütlichen Eindruck.

Der Tag endete diesmal ganz entspannt bei Cola und Ouzo und sogar verhältnismäßig früh. Um 2 Uhr fielen wir erschöpft in die Kissen.


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